Der Kommentar von Viktor Weber ist am 03.08.2023 in der Immobilien Zeitung (IZ) erschienen und wurde redaktionell von Monika Leykam betreut.
Bei der Vermittlung von Immobilien geht es vor allem darum, Objektdaten eines zu verkaufenden Assets zum richtigen Zeitpunkt mit den Ankaufskriterien williger Investoren zusammenzuführen. Gerade die Ankaufskriterien sind aber oft sehr allgemein gehalten. Einzig, wenn der Vermittler einen guten Draht zu einem Unternehmen hat oder das Unternehmen eigenständig detaillierte Informationen bereitstellt, konnte der Vermittler einen Käufer überhaupt adäquat einschätzen. Das ändert sich, wenn KI-gestützte, digitale Prozesse ins Spiel kommen. Genau solche Informationen lassen sich heute digital und vertraulich hinterlegen, um somit die eigene Ankaufsstrategie zu modellieren.
Ein solcher Transaktionsprozess, von der automatisiert erstellten Shortlist bis hin zur KI-gestützten Due Diligence, hilft gerade in der momentanen Marktphase den Eigentümern und Investoren. Im aktuellen Käufermarkt ist es anders gar nicht möglich, diese Fülle an Datenpunkten objektiv zu analysieren. Computer arbeiten eben schneller als Menschen und KI-Algorithmen besser als einfache Filterfunktionen.
Immobilienmakler werden dadurch nicht verschwinden. Der Markt wird sich ausdifferenzieren, vor allem abseits der großen Immobiliendienstleister. Das bedeutet, dass weniger professionell agierende Makler, die nicht herausragende Dienstleistungen anbieten, digital arbeiten, Netzwerk und gute Objekte haben, vom gewerblichen Markt gedrängt werden. Im privaten Bereich ist diese Entwicklung auch denkbar, jedoch ist hier die emotionale Komponente noch bedeutsamer als im professionellen Segment.
Es wird Makler für weniger Mandate bedürfen – beziehungsweise für isolierte Aufgaben im Prozess, wie beispielsweise bei manchen unangenehmen Verhandlungen, den Gang zum Bauamt oder die Begleitung der Property Tour. Teilautomation bedeutet ja nicht den Verlust des Menschlichen. Diese Komponente wird bleiben, nur eben zu geringeren Kosten, bei besserer Datenqualität und höherer Datenkontrolle. An-und Verkäufer werden einfach früher miteinander sprechen, ohne Intermediär. Und brauchen sie doch noch Unterstützung bei einer Besichtigung oder einer Verhandlung, können sie isoliert einen Dienstleister beauftragen. Nur zu deutlich geringeren Kosten. Denn auch die Maklerprovisionen werden sinken, wenn An- und Verkäufer direkt Transaktionen abwickeln können. Ich bin überzeugt: Das New Normal in der Immobilienvermittlung wird digital sein.
Sie finden den Artikel im Original unter: https://www.iz.de/meinung/news/-die-ki-ist-der-bessere-makler-2000018460